Wir leben in schwierigen Zeiten. Unsere Demokratie ist im dreifachen Stresstest: polarisiert von innen, bedroht durch Systemfeinde von außen, herausgefordert durch den Wandel von Klima, Weltpolitik, Demographie und Digitalisierung. „Alternative Fakten“ und „Cancel Culture“ sind Alarmzeichen einer politischen Kultur, in der Lager wichtiger als Wahrheit, Identität wichtiger als Inhalt, Verzerrung wichtiger als Verständigung, Trennendes wichtiger als Verbindendes wird.
Die offene Suche nach Wahrheit hatte sich in der Aufklärung Bahn gebrochen, war im Ringen der 68er aufgeschienen und prägte lange auch die nüchterne Bonner Republik. Jetzt passt sie nicht mehr in die Aufmerksamkeitsökonomie, an deren Ende immer die Schlagzeile steht, aber niemals die Schönheit von Ideen und Lösungen. Auch Parteien, die den Auftrag zur Mitwirkung an der öffentlichen Willensbildung haben, verlieren offenbar die Fähigkeit, substanzielle Debatten zu führen.
Mit „Tübingen, D.C.“ wollen wir couleur-unabhängig verschiedene Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Stadtgesellschaft zusammenbringen, um die Probleme unserer Zeit anzugehen. Tübingen, D.C. soll ein Diskussionsclub sein, der den intellektuellen Reichtum Tübingens nutzt, um drängende gesellschaftliche und politische Fragen durch wissenschaftlich fundierte, ergebnisoffene Debatten zu untersuchen. Unsere Diskussionen – zunächst im kleinen Kreis, dann immer wieder öffentlich – wollen wir frei halten von den Ablenkungen kleinkarierter Lagerpolitik oder Sorgen um die Außenwirkung.
Tübingen D.C. ist bislang die gemeinsame Initiative von Marc Mausch, Bernd Villhauer und Christopher Gohl.